Freitag, 21. August 2009

und dann hieß es plötzlich...... Krebs.

das es eine Weile in meinem Blog nichts neues gab hat einen Grund.
Ich habe mit eine der schlimmsten Zeiten hinter mir, an die ich mich je erinnern kann.

Begonnen hatte das vor knapp 5 Wochen am Abend auf dem Sofa, als ich meinen wohlverdienten Feierabend genießen wollte. Ich fühlte an meinem rechten Oberarm knapp unter der Schulter einen Knoten.

Ich war total überrascht und gleichzeitig geschockt. Was ist das denn...??

Ich bin ja Tierheilpraktikerin und daher habe ich einiges an medizinischem Wissen und so versuchte ich mich gleich zu beruhigen.... ist nur ein Lipom, eine Fettgeschwulst, versuchte ich mir einzureden.
Der Besuch bei meinem Hausarzt schien das auch erstmal zu bestätigen.
"Hhmm, leicht verschiebbar, schmerzlos, diese Lage, ist sicher ein Lipom. Ich überweise aber lieber mal zum Ultraschall." meinte mein Hausarzt.

Ok, Ultraschall ist gut und er bestätigte meine Einschätzung. Alles halb so wild und: Beruhige dich, alles wird gut. Einfach gesagt....

Kurze Zeit später war es dann soweit, der Ultraschalltermin.
"Gekapselt, verschiebbar, schmerzlos, diese Lage, ja, das sieht doch wirklich nach einem Lipo........ moment mal, was ist das denn? Hhmm, das sind dunkle Stellen im Tumor. Das ist nicht typisch für ein Lipom. Das könnten Blutgefäße sein und die...."

.. und die sind typisch für einen bösartigen Verwandten und nicht für ein Lipom" beendete ich den Satz. "
Ja, leider", meinte der Radiologe. " Wir müssen ein MRT, eine Kernspin mit Kontrastmittel machen und da mehr zu erkennen." Machen sie vorne einen Termin, aber bitte kurzfristig, ich sage meinen Mitarbeitern Bescheid."

Als ich wieder draußen war, war ich wie betäubt. Oh Göttin, warum ich, wieso das jetzt auch noch?

Zwei Wochen später war ich dann zum MRT wieder da. Die Zeit dazwischen war wie in Watte gepackt. Ich versuchte einfach nicht an mein "Knubbel" zu denken und wenn es doch hoch kam, verdrängte ich es sofort wieder.

Ich bekam das Kontrastmittel gespritzt und wurde in die Röhre geschoben. Das alleine ist für mich schon schlimm, da ich dann doch recht schnell Panik in der Enge bekomme.
Ich lasse die Augen zu und versuchte autogenes Training zu machen.

Ich war beruhigt, als der letzte Durchgang abgeschlossen war und hoffte wieder raus gefahren zu werden... aber da kam über meine Kopfhörer, das die Ärztin noch zwei Durchgänge machen will. Ich war geschockt: Wieso?

Bei der Besprechung mit der Ärztin hörte sich alles dann beruhigender an:
"Komisch" meinte sie, "sowas habe ich noch nie gesehen. Keine Blutgefäße, die extra hinführen, keine Verwachsung mit dem anliegenden Gewebe und eine Kapsel drum herum.... ich weiß zwar nicht was es ist aber es sieht definitv gutartig aus. Raus muss es aber."

"Ja sicher" meinte ich, und das bitte zügig!"

"Ja aber das weitere muß der Hausarzt veranlassen."

Ja super dachte ich, der ist nu für drei Wochen in Urlaub. Gut, das es gutartig ist.

Beruhigter ging ich aus der Praxis und harrte die drei Wochen aus.

Dann ein Anruf von meinem Hausarzt, der eigentlich noch 5 Tage in Urlaub weilte:"
Ja hallo, ich habe den Bericht hier.
Liest sich ja gar nicht gut, kommen sie bitte am Montag sofort in mene Praxis!"
" Öh, wie bitte? Ich denke der ist gutartig? Wurde mir so gesagt!"
" Nun, hier steht eine 98 % Sicherheit für ein Sarkom."

Peng!!!!!
Der Schlag ins Gesicht. Mir schossen sofort die Tränen ins Auge.
Sarkom..... eine der seltenstens, bösartigsten und schlecht behandelbarsten Krebsformen in der Schulmedizin, die es gibt.
Ich mußte mich setzten. Ich kenne das aus dem tierischen Bereich zur Genüge.
Ich war am Montag in seiner Praxis, las den Bericht und war am Boden zerstört. 98%... das war schon was.
Mein Arzt überwies mich sofort und zwei Stunden später saß ich, zusammen mit meiner kleinsten Tochter, meinem Chirugen gegenüber. Einem Oberarzt, der nur Schulter und Knie operierte und behandelte.
Er klärte mich auf.
" Ich habe die Aufnahmen mit den anderen Radiologen gesichtet und alle waren wir uns einig, das IST ein Sarkom. Sie wissen, das eine Amputation des Armes und die des halben Schultergelenks im Raum steht.Wollen sie in eines der beiden Spezialzentren für diesen Krebs oder..."

Man stelle sich diese Situation vor:
Ich sitze da mit meiner Einjährigen auf dem Schoß und er erzählt etwas vom Amputation. Ich weiß echt nicht, wie ich das überstanden habe!

" Nein, ich will erstmal nur eine Entfernung des Tumors ( er war leicht zu operieren, da eingekapselt und klar abgegrenzt zu den Nachbargewebe )
und dann werde ich die weitere Behandlung, sofern die Histologie tatsächlich ein Sarkom ergibt, überdenken.
Ich bin kein Versuchskanincheen und die Chemo kommt erst ganz zum Schluß.

Ich kenne mich in Krebstherapieen im alternativen Bereich sehr gut aus
( mache ich ständig bei Tieren mit Präparaten aus dem Humanbereich, auch für Sarkome,
und bin sehr erfolgreich damit ) und die kommen, wenn, zuerst."

Er grinste, als ich ihm verschiedene Präparate nannte, die er als Holländer gut kannte.
" Schön", sagte er, " wir sprechen dieselbe Sprache. Dann operiere ich sie."

Tja, da saß ich dann, in Erwartung der OP eine Woche später, wieder zu Hause.

98% das es eine der übelsten Episoden meines Lebens wird,
98% das mein Leben doch kürzer wird als erwartet,
98% das meine Kinder ohne mich ins Leben gehen,
98% ...... wieso ich?
Ich habe mich mental im Kreis gedreht.

Du mußt stark sein... stark für deine Kinder, laß dich nicht von so einem Fleischknubbel in die Knie zwingen. Nicht hat dich bisher klein gekriegt..warum das?
Immerhin hast du 2%, das es NICHT böse ist..... Das waren dann die Gedanken, die mir als Kämpfer am nächsten Morgen im Kopf hingen.
Ja, 2%... da gebe ich all meine Energie rein.

Wie ihr wißt, bin ich Heide und auf meine Art sehr spirituell.... wie der Rest meiner Familie und auch viele Freunde und auch Berufskollegen.

ALLE haben mich unterstützt.
ALLE habe ich gebeten NUR zu denken: "Er IST gut" und nicht zu denken: Lass ihn gut sein.

Energie folgt immer der Aufmerksamkeit!

Sie haben es alle getan und ich bekam viel Kraft für mich.

Die OP verlief sehr gut und nun begann die bange Woche des Wartens auf das histologische Ergebnis.

Gut, der Tumor war raus und das war beruhigend aber was kommt nun?
Weitere Behandlung weil bösartig? Oder war alles gut?

Ich habe immer wieder, wenn ich mal einen Moment für mich hatte, mein kleines Paket geweint.
Oft wurde ich traurig, wenn ich meine beiden wunderbaren Töchter beim Lachen zugesehen habe.
Mußte ich irgendwann darauf verzichten?
Höre ich sie noch oft lachen?
Wie lange kann ich sie noch in die Arme nehmen?

Immer wieder habe ich sie noch öfter berührt als früher, an ihnen gerochen, jeden Moment der Berührung mit geschlossen Augen bis ins innerste ausgekostet.... ohne mir was anmerken zu lassen.
Ihnen beim Schlafen zugesehen.... alles aufgesaugt was ging.

Positiv denken... mein ständiges Mantra:

Er IST gut!

Der Tag der Wahrheit:
Ich wachte schon mit Kopfschmerzen auf.
Gegessen hatte ich schon seit einer Woche kaum noch.
Heute um halb zwölf war der Termin.

Mein Partner war genauso angespannt wie ich. Als er sich zur Firma verabschiedete, drückte er mich, sah mir in die Augen und sagte:

" Alles ist gut" mein Schatz" er IST gut!"

Ich konnte nur mit dem Kopf nicken. Er drückte mich nochmal und mußte dann los.

Die Großerlern waren da, Kinder sitten.

Ich saß nun im Wartebreich. Fäden ziehen und und den Rest des Lebens verlieren oder umgestalten.

Als ich aufgerufen wurde, wurde mir schlecht.
Ich wackelte hinter dem Pfleger hinterher in den Raum hinein.
Warten,
warten
schon wieder
warten.

Dann kam die Ärztin, fröhlich lachen, offen und mit guter Laune.
Hhmm, kann so jemand eine schlechte Nachricht überbringen....

oh > Mantra singen...

"Tut mir leid, das sie warten mußten aber ich mußte den Bericht anfordern.
Um die Spannung gleich vorweg zu nehmem, tja, wir waren alle sehr überrascht über das Ergebnis. Es ist ein Hämangiom gewesen."

GUUUUUUUUUUUUUUUUTTTTTTTTT!!!!!

Ich sackte fast zusammen..... gutartig.
Die Sonne schien plötzlich heller und der Wattebausch, indem ich die letzte Zeit lebte, war verschwunden.

Ein Hämangion, ein Blutschwamm, Erdbeerfleck... ich jubelte innerlich.

" Extrem selten, das ein Erwachsener ein Hämangiom bekommt, da das eigentlich nur bei Kindern vorkommt.
Was noch ungewöhnlicher ist, das dieser auch noch mitten in ihrem Muskel war.
Wir haben das zur Sicherheit noch nach Jena in das Speziallabor zur Untersuchung eingeschickt. Das Ergebnis haben wir noch nicht aber ich denke, das sie es nur bestätigen.

Sie sind echt ein kleines medizinisches Wunder!" grinste sie mich an.

" Mir egal", meinte ich," nu Fäden raus, ich will nach Hause meine Kinder knuddeln!"
" Kann ich gut verstehen!"

Den Urschrei vor der Klinik werden wohl viele nicht vergessen.. aber das war mir egal.
Der zweite Urschrei kam dann aus dem Münsterland von meiner Mutter, die ich ange - sms -t hatte.

Die familiäre Erleichterung, nebst meiner, ist enorm gewesen.

2%, in die ich all meine Kraft gegeben habe.... 2%, die letztendlich 100 %waren.

Warum ich sowas persönliches hier schreibe?
Vielleicht um anderen in ähnlichen Situationen Hoffnung zu geben.
Meinen Respekt denjenigen auszusprechen, bei denen die 98% dann letzendlich die 100 wurden.

Meine innige Dankbarkeit denjenigen zu äußern, die mich mit aller Kraft unterstützt haben:

meiner Familie, meinen Freunden und auch meinen Berufskollegen.

Ohne euch hätte ich nur halb soviel Kraft für diese schlimme Zeit gehabt.

Gabriela

5 Kommentare:

  1. Liebe Gabriela,
    ich freue mich so für dich das die langen Ängstlichen Wochen vorbei sind....jetzt wird alles wieder gut;) wie du dich gefühlt hast...das* besonders* die Kinder genießen....vielleicht heimlich weinen *so wie ich damals* das warten ist das schrecklichste:(

    Ich drücke dich für das so tapfer sein und freue mich das alle so klasse hinter dir gestanden haben.

    Lieben Gruß Marion

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  2. Liebe Gabriela,
    herzlichen Glückwunsch zum guten Befund. Da hast du ja in den letzten Wochen Einiges mitgemacht. Auch wir hier haben uns darüber gewundert so lange nichts von dir gehört zu haben. Nach so einer Erfahrung bleibt eigentlich nur eine Gewissheit übrig: Lebe jeden Tag so intensiv es nur geht.

    Viele liebe Grüße
    Susanne

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  3. Da fehlen mir die Worte...aber ich gratuliere dir und wünsche dir alles alles Gute, Anette

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  4. Durch Zufall bin ich hier und Deine Geschichte macht einen nachdenklich das es doch so schnell gehen kann. Wir kennen uns zwar nicht aber ich freue mich das Du alles gut überstanden hast und wünsch Dir eine schöne Zeit mit Deiner Familie :)))
    Mehr Worte fallen mir auf Anhieb garnicht ein.
    Liebe Grüsse Karin

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  5. Huhu Gabriela
    Ich les hier selten mit kehre aber immer mal wieder gerne hierher zurück weil mir deine Socken so gut gefallen. Jetzt werde ich regelmäßiger kommen, denn dieses : glaube an das Gute kenne ich auch u weiß wie sehr es einen bedrückt, die Beschreibung "wie in Watte" ist sehr treffend.Ich freue mich für dich u deine Familie das der Schrecken letztendlich seinen Schrecken verloren hat.Carpe Diem . Viele gute Stunden im Kreise deiner Lieben wünscht dir Silvia

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